Es gibt ein kaum größeres Themenfeld in der christlichen Kirche über das schon jahrhundertelang gestritten wurde, als über das Abendmahlverständnis. Grund genug für den ökumenischen Impuls- und Bibelkreis im Stadtteil Essen-Überruhr darüber zu reden.
Ziel der sich einmal im Monat treffenden Gruppe von Christen im Essener Ortsteil Überruhr ist es, den eigenen Horizont zu erweitern und mal über den Tellerrand der eigenen Konfession hinwegzusehen. Wie feiert ihr denn so das Abendmahl und warum? Wie ist es dazu gekommen, dass ihr es anders feiert, als wir?
Vorab, wer sich ökumenisch bewegt schaut auf Gemeinsamkeiten und pocht nicht auf die Richtigkeit der theologischen Aussagen seiner Kirche. Somit verlief dieser Abend in den Räumlichkeiten der evangelischen Stephanuskirche informativ und endete mit dem gemeinsamen Verzehr eines einfachen Stück Brot.
Mahlgemeinschaft mit Jesu
Gedächtnismahl, Bekenntnismahl, alle drei Konfessionen sind dankbar für eine intensive Begegnung mit Jesus im Rahmen eines Gottesdienstes, soviel stand schnell fest. Ob jeden Gottesdienst oder nur zu besonderen Anlässen, die Kirchen unterscheiden sich bei diesen Angeboten. Aber den tiefen Glauben an Jesus Christus in diesem feierlichen Moment eint alle Christen.
Wandlung oder Aussonderung?
Sorgten die Reformatoren wie Luther und Zwingli dafür, dass seinerzeit eine neue theologische Auslegung des Abendmahlverständnis aufkam, so blieb die katholische Kirche ihrem Verständnis treu. So gibt es nun unterschiedliche Ansichten warum Wein sich wandelt oder Jesus in Bezug auf die Zwei-Naturen-Lehre (wahrer Mensch-wahrer Gott) bei der Feier des Abendmahls hinzutritt. Ob nun das Brot der Leib Christ und der Wein das Blut Christi ist, oder ob Brot und Wein Brot und Wein bleibt, das sind nun die fundamentalen Unterschiede der Konfessionen.
Einheit der Gläubigen
Im Heiligen Abendmahl wird die Wirklichkeit Gottes und seine Hinwendung zum Menschen für den Gläubigen unmittelbar erfahrbar. Das möchten viele nicht missen, gerade auch die besondere Atmosphäre der Gläubigen beim Gemeinschaftsmahl. So kommt doch eine besonders vorbereitete Gemeinde zum Tisch des Herrn, um sich nicht nur zu erinnern und zu bekennen, sondern für diese besonderen Augenblicke eine wahre Gemeinschaft mit Jesu erleben.
Das neuapostolische Verständnis
Die Sakramentsverwaltung liegt in den Händen des Apostelamts, so der Katechismus: Jesus Christus hat das Heilige Abendmahl im Kreis der Apostel gestiftet und es ihnen anvertraut. Vollzieht der Apostel oder der von ihm bevollmächtigte priesterliche Amtsträger die Aussonderung, so geschieht dies im Auftrag und in Vollmacht Jesu Christi. Dabei bewirkt der Heilige Geist die wahre Anwesenheit des Gottessohnes, seines Leibes und Blutes im Heiligen Abendmahl.
Die Elemente Brot und Wein werden durch die Aussonderung (Konsekration) und das Sprechen der Einsetzungsworte in ihrer Substanz nicht verändert. Zur Substanz von Brot und Wein tritt vielmehr durch das weihende Wort, das ein Apostel oder ein von ihm bevollmächtigter priesterlicher Amtsträger spricht, die Substanz von Leib und Blut Christi hinzu (Konsubstantiation).
Zur Begründung greift die neuapostolische Lehre die Gedanken Martin Luthers auf, der zur Begründung der Konsubstantiation auf die Zwei-Naturen-Lehre zurückgegriffen hat, wonach Christus eine menschliche Natur und eine göttliche Natur hatte.
Auch wenn unsere Vorfahren theologisch ganz unterschiedlicher Meinung waren und so Konfessionen gegründet haben, bleibt Jesus für alle Christen der Einladende!